Die Entscheidung, ob man als Freiberufler oder als Kleingewerbetreibender tätig werden möchte, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Beide Rechtsformen bringen unterschiedliche Anforderungen, Verpflichtungen und Vorteile mit sich. In diesem Artikel geben wir Ihnen einen umfassenden Überblick über die Kriterien, die Sie bei dieser Entscheidung berücksichtigen sollten, damit Sie die für sich passende Wahl treffen können.

Verstehen der Begriffe: Freiberufler und Kleingewerbe

Bevor wir tiefer in die Entscheidungsfindung eintauchen, ist es wichtig, die beiden Begriffe klar zu definieren.

Freiberufler

Freiberufler sind Selbstständige, die in bestimmten freien Berufen tätig sind. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem Ärzte, Anwälte, Steuerberater, Ingenieure, Künstler und Journalisten. Ein entscheidendes Merkmal von Freiberuflern ist, dass sie keine Gewerbeanmeldung benötigen, sondern sich lediglich beim Finanzamt registrieren müssen. Die Anforderungen für die Tätigkeit als Freiberufler sind in der Regel weniger streng, was es einfacher macht, in diese Berufsgruppe einzutreten https://finom.co/de-de/business-account/

Kleingewerbe

Kleingewerbetreibende hingegen sind Unternehmer, die ein Gewerbe betreiben, dessen Umsatz eine bestimmte Grenze nicht überschreitet. In Deutschland liegt diese Grenze in der Regel bei 22.000 Euro im Jahr. Ein Kleingewerbe muss beim Gewerbeamt angemeldet werden, und es gelten spezifische steuerliche und rechtliche Vorschriften. Die Anmeldung bringt zusätzliche administrative Pflichten mit sich, die bei Freiberuflern oft geringer sind.

Die Art der Tätigkeit

Ein entscheidender Faktor bei der Wahl zwischen Freiberufler und Kleingewerbe ist die Art der Tätigkeit.

Kreative und wissenschaftliche Berufe

Wenn Sie in einem kreativen oder wissenschaftlichen Beruf tätig sind, der typischerweise als freier Beruf klassifiziert wird, sollten Sie die Option des Freiberuflers in Betracht ziehen. Dazu gehören Berufe wie Grafikdesigner, Architekt, Psychologe, Texter und viele mehr. In diesen Fällen bietet die Freiberuflichkeit oft rechtliche und steuerliche Vorteile.

Gewerbliche Aktivitäten

Wenn Ihre geplante Tätigkeit in die Kategorie der gewerblichen Dienstleistungen oder Produkte fällt, ist die Gründung eines Kleingewerbes die geeignete Wahl. Typische Beispiele sind Einzelhandel, Gastronomie, Handwerk oder andere gewerbliche Dienstleistungen. Hier sind Sie verpflichtet, Ihr Gewerbe anzumelden und die entsprechenden Vorschriften zu beachten.

Steuerliche Überlegungen

Ein weiteres wichtiges Kriterium bei der Wahl zwischen Freiberufler und Kleingewerbe sind die steuerlichen Auswirkungen.

Freiberufler

Freiberufler müssen lediglich Einkommensteuer auf ihre Gewinne zahlen. Zudem sind sie von der Gewerbesteuer befreit. Dies kann zu einem geringeren bürokratischen Aufwand führen, da sie oftmals eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) nutzen können. Darüber hinaus können Freiberufler von steuerlichen Erleichterungen profitieren, die spezifisch für ihre Berufsgruppe gelten.

Kleingewerbe

Kleingewerbetreibende unterliegen der Gewerbesteuer, wenn ihr Gewinn den Freibetrag von 24.500 Euro übersteigt. Sie müssen ebenfalls Umsatzsteuer abführen, es sei denn, sie fallen unter die Kleinunternehmerregelung, die eine Befreiung von der Umsatzsteuer vorsieht. Dies bringt zusätzliche steuerliche Verpflichtungen mit sich und kann den administrativen Aufwand erhöhen.

Haftung und Risiko

Ein weiterer wichtiger Punkt, den Sie bei Ihrer Entscheidung berücksichtigen sollten, ist die Haftung und das damit verbundene Risiko.

Freiberufler

Freiberufler haften in der Regel mit ihrem persönlichen Vermögen, was das Risiko im Falle von wirtschaftlichen Schwierigkeiten erhöht. Sie haben allerdings die Möglichkeit, eine Berufshaftpflichtversicherung abzuschließen. Diese hilft, sich gegen Ansprüche abzusichern, die aus Ihrer freiberuflichen Tätigkeit entstehen können.

Kleingewerbe

Auch Kleingewerbetreibende haften persönlich für ihre Geschäftsschulden. Im Falle von Insolvenz oder finanziellen Schwierigkeiten kann auch das private Vermögen gefährdet sein. Eine betriebliche Haftpflichtversicherung ist auch für Kleingewerbetreibende sinnvoll, um sich gegen mögliche Schäden abzusichern.

Bürokratie und administrative Anforderungen

Die bürokratischen Hürden und administrativen Anforderungen können ebenfalls bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen.

Freiberufler

Freiberufler haben in der Regel einen geringeren administrativen Aufwand. Die Anmeldung beim Finanzamt ist unkompliziert, und die Anforderungen an die Buchführung sind oft weniger komplex. Dies kann insbesondere für Neueinsteiger von Vorteil sein, die gerade erst in die Selbstständigkeit starten.

Kleingewerbe

Kleingewerbetreibende müssen ihr Gewerbe beim zuständigen Gewerbeamt anmelden, was mit zusätzlichen Gebühren und Formalitäten verbunden sein kann. Darüber hinaus müssen sie Buchhaltungsunterlagen führen, die den steuerlichen Anforderungen genügen. Die bestehende Bürokratie kann in den ersten Jahren der Selbstständigkeit eine Herausforderung darstellen.

Langfristige Perspektive und Wachstumsmöglichkeiten

Denken Sie auch an Ihre langfristigen Ziele, wenn Sie zwischen Freiberufler und Kleingewerbe wählen.

Wachstumspotential als Freiberufler

Freiberufler haben oft die Möglichkeit, ihre Dienstleistungen zu diversifizieren und neue Geschäftsfelder zu erschließen. Wenn Ihr Tätigkeitsfeld in der Lage ist, zu wachsen und zu prosperieren, kann Freiberuflichkeit eine vorteilhafte Wahl sein. Zudem haben Freiberufler oft die Möglichkeit, sich schnell an Marktveränderungen anzupassen.

Expansion als Kleingewerbe

Kleingewerbetreibende haben ebenfalls Möglichkeiten zur Expansion, jedoch sind die Wachstumschancen möglicherweise an die Struktur des Unternehmens und die zugrunde liegenden gesetzlichen Rahmenbedingungen gebunden. Oft müssen Kleingewerbetreibende zusätzliche Anforderungen erfüllen, wenn sie in größerem Rahmen expandieren möchten.

Fazit

Die Entscheidung, ob Sie als freiberufler oder kleingewerbe tätig werden möchten, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art Ihrer Tätigkeit, steuerliche Überlegungen, Haftungsfragen und bürokratische Anforderungen.

Wenn Sie in einem kreativen oder beratenden Beruf tätig sind, der als freier Beruf klassifiziert wird, könnte die Option des Freiberuflers vorteilhafter sein. Auf der anderen Seite eignet sich ein Kleingewerbe eher für gewerbliche Tätigkeiten, die eine Anmeldung und entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen erfordern.

Es ist entscheidend, eine informierte Entscheidung zu treffen, die Ihre individuellen Bedürfnisse und Pläne berücksichtigt. Bei Unsicherheiten sollten Sie in Erwägung ziehen, einen Steuerberater oder die zuständige Handelskammer zu kontaktieren, um professionelle Unterstützung und Beratung zu erhalten. Eine wohlüberlegte Wahl zwischen Freiberufler und Kleingewerbe kann einen erheblichen Einfluss auf Ihre Selbstständigkeit und Ihren zukünftigen Erfolg haben.